2020
Jahr unter Pandemiebedingungen

2018
Jahr der „Samtenen Revolution“

Mirak-Weißbach-Stiftung
Mirak-Weißbach-Stiftung
banner_nuovo
Refugee%20children%20cuddling%20up%20under%20warm%20blankets%20on%20new%20beds

Flüchtlingskinder aus Artsakh kuscheln sich unter warmen Decken in neue Betten in der Provinz Tavush

Armenier und Deutsche helfen gemeinsam den Flüchtlingen aus Arzsach (Berg Karabach)!

Die Arzach Armenier, die gezwungen waren, vor einigen Monaten ihre Häuser zu verlassen und Schutz in der Republik Armenien zu suchen, konnten wenig mehr auf die Flucht mitnehmen als was sie eilig zusammenpacken und transportieren konnten. Untergekommen in provisorischen Baracken oder Wohnungen bei Verwandten und Freunden, waren sie auf Hilfe jeglicher Art angewiesen. Dem Aufruf zur Hilfe waren einige Hilfsorganisationen in Deutschland gefolgt. Sie hatten Spenden gesammelt, um das Nötigste bereitstellen zu können und grundlegendste Bedürfnisse zu befriedigen. Auch die Mirak-Weißbach-Stiftung hat ab Oktober 3 Hilfsprojekte von anerkannten Organisationen in Armenien unterstützt.

Armenier in Gjumri und der Shirak-Provinz wissen aus eigener Erfahrung, wie wichtig unmittelbare Hilfe sein kann, waren sie doch 1988 Opfer des verheerenden Erdbebens, dessen Auswirkungen noch bis heute spürbar sind und die Erinnerungen daran bis heute lebendig sind. Damals hatten das DRK und die Caritas Hilfsteams nach Gjumri entsandt. Die Organisation Hilfe für Armenien e.V. hatte zwischen 1989 und 1993 unter dem Dach des DRK eine Poliklinik aufgebaut und ausgestattet – das als Berlin-Zentrum für Mütter und Kinder bekannt wurde. Alexan Ter-Minasyan fungierte damals als Vertreter des Roten Kreuzes und verwaltete die Spenden aus Deutschland. Als 1996 weiterer Finanzierungsbedarf aufkam, organisierte Ter-Minasyan ein soziales Pilotprojekt. Er ließ einen Teil der Klinik in ein Hotel verwandeln, dessen Einkommen dem medizinischen Zentrum zugutekam. Bis heute leitet Ter-Minasyan das Hotel, und 2018 wurde er zudem zum Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland ernannt.

Gegenwärtig steht die Nachfolgeorganisation von Hilfe für Armenien e.V. erneut an vorderster Front in der aktuellen Notlage. Die Regierung Armeniens hatte am 1. Oktober 4 400 Flüchtlinge zur Unterbringung der Stadt Gjumri und der Region Shirak zugewiesen. Zudem waren weitere 1 300 Personen in die Stadt gekommen, die wahrscheinlich bei Verwandten und Freunden eine Unterkunft fanden. Das Berlin Art Hotel hat spontan freie Unterkunft und Verpflegung für größere Familien zur Verfügung gestellt, u.a. auch für eine 7-köpfige Familie. Die Neuankömmlinge, vor allem auch die Kinder sind traumatisiert und benötigen nicht nur ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen, sondern auch Wärme und Zuwendung, die das verständnisvolle und einfühlsame Personal des Hotels anbietet.

Für die Verwaltungen in Gjumri und der Region stellt sich nun das Problem, das über den akuten Wohnungsmangel hinaus – es fehlen schätzungsweise 10 000 “normale” Wohnungen – zusätzlicher Bedarf entsteht. Jeder, der die Region schon einmal besucht hat, weiß, daß immer noch eine beträchtliche Anzahl von Menschen in sogenannten Domiks, also Containern lebt, die 1988 als Notunterkünfte errichtet worden waren. Jetzt plant der Gouverneur Sommercamps, Sporthallen und Schulräume umzurüsten. Die Sommercamps brauchen Heizungen für den Winter, dann werden vor allem Betten und Matratzen benötigt. Die Hilfsorganisation Für Armenien hat schnellstmöglich Programme aufgelegt, durch die lokale Betriebe Aufträge zur Herstellung von Betten und Matratzen bekommen haben. So sind auch Arbeitsplätze entstanden und das Steueraufkommen in der Region gestiegen. In einem Aufruf betonte die Hilfsorganisation “Es geht jetzt um unmittelbare Hilfe für Menschen, die alles verloren haben, die Heimat, den Besitz Hoffnung und die Zukunft.” Auch die Mirak-Weißbach-Stiftung hat spontan für Matratzen und Betten gespendet.

Eine andere Hilfsorganisation in Armenien AYO!, ein Projekt unter dem Dach vom Fund for Armenian Relief (FAR), hat begonnen, Spenden für Bettwäsche zu sammeln. Auch FAR ist eine Organisation, die 1988 als Antwort auf das Erdbeben gegründet worden war. Erst kürzlich hatte AYO! berichtet, daß sie Bettausrüstung nach Noyemberyan in der Provinz Tavush geliefert hatten. Gut 122 Familien waren hier aus Arzach nach einem langen Fußmarsch angekommen, einige sogar ohne Schuhwerk. Einige der Flüchtlinge hatten Unterkunft in Häusern und Wohnungen gefunden. Auch dieses AYO! Projekt erhielt eine Spende von der Mirak-Weißbach-Stiftung. FAR hat inzwischen schriftlich bestätigt, daß durch die Spende 440 Betten für Flüchtlinge in der nordöstlichen Provinz Tavush an der Grenze zu Arzach mit Bettwäsche ausgestattet werden konnten.

Ein Dach über dem Kopf, ein Platz zum Schlafen, hygienische Einrichtungen und Essen auf dem Tisch – all das brauchen die aus Arzach vertriebenen Armenier vorrangig. Für die vielen Familien mit Kindern sind auch Kindergärten und Schulen wichtig. Eine Initiative, Kinder und Jugendliche in digitalen Fertigkeiten auszubilden, wird gerade in Etschmiadsin von der NGO Social Support Computer Center angeboten. Präsidentin ist Lilia Totalyan, die einen Kurs leitet über “Herausforderungen des Internets - Cyber Sicherheit und Cyber Hygiene”. Die Initiative läuft im Rahmen des “zivilgesellschaftlichen Erziehungsprogramms des Weltkirchenrats und des Runden Tischs Armenien“. Der Kurs ist auf 10 bis 14-jährige Kinder aus Arzach zugeschnitten, die sich in Etschmiadsin niedergelassen haben, aber auch auf Kinder der Aragats-Region um Etschmiadsin herum.

Der Kurs hat 3 Lernziele: IT-Kompetenz, d.h. Grundlagenwissen in Computer Typen, Strukturen und Operationssystemen und – Werkzeugen (einschließlich Microsoft Office) – Einführung in graphische und Video-Programme – und technisches und künstlerisches Design und Programmieren, bis hin zur Einführung in fortgeschrittenere WEB-Programme.

Aus Wiesbaden arbeitet der IT-Spezialist Karen Gharslyan mit dem Social Support Computer Center NGO zusammen und organisiert sowohl finanzielle als auch logistische Unterstützung für die Programme zur IT-Ausbildung. Die Mirak-Weißbach-Stiftung mit Sitz in Wiesbaden hat begonnen, diese Vorhaben zu unterstützen. Die 3 Kurse für Gruppen von 10 bis 15 Kindern und Jugendlichen laufen jeweils 6 Monate und werden im Januar beginnen.